Die homöopathische Arznei

Die homöopathische Arznei

 

Homöopathie ist angewandte Wissenschaft und keine Theorie.
Man versündigt sich gegen die Wissenschaft, wenn man ohne exaktes Wissen und ohne Begründung für sein Wissen praktiziert.

Kent, bedeutender Homöopath des 19. Jh.

 

Die zu einem individuellen Krankheitsbild homöopathische Arznei (homöopathisch bedeutet: dem Leiden nach ähnlich) weist in ihrem Heilungspotenzial möglichst eine (der Erkrankung) sehr ähnliche Charakteristik aus. Je deckungsgleicher die beiden Zustände sind, desto kompletter und nachhaltiger wird auch die Gesundung erfolgen. Dazu stehen mittlerweile mehrere tausend geprüfter, somit charakterisierter, Arzneien zur Verfügung.

Die verabreichte Arznei stößt dann den Heilungsprozess an. Sie setzt im Organismus einen Impuls, einen Reiz, der im Idealfall geringfügig stärker ist als die Erkrankung, dieser aber sehr ähnlich. Dadurch wird der Abwehrmechanismus aktiviert.

Die körpereigene Abwehrkraft ist so beschaffen, dass sie allgemein die sinnvollste Aktion initiiert, zur Wiederherstellung von Gesundheit. Ist der Reiz der Erkrankung selbst zu schwach, um die sinnvollste Aktion einzuleiten, tritt der stärkere Reiz der homöopathischen Arznei, ähnlich einem Katalysator hinzu – und die Reaktion läuft ab. (Die Arznei hat somit einen starken Bezug zum individuellen, gegenwärtigen Kranksein, sie ist der Spiegel der Erkrankung, der den Körper erkennen lässt, was da gerade schief läuft …)

Aus ganzheitlicher Sicht ist Krankheitsentstehung nicht nur eindimensional zu sehen. Es gibt einen kausalen Kontext. Die Einbeziehung der Dimensionen von Geist, Seele und Körper in die Therapie erst schafft Voraussetzung zur Heilung. Jede Arznei trägt ebensolche Anteile aller Ebenen in sich und kann dadurch den Heilprozess anstoßen.

Als Beispiel sei ganz vereinfacht die Wirkung von Johanniskraut angeführt. Phytotherapeutisch (das heißt, als pflanzliche Arznei in relativ hoher Dosierung verabreicht) berührt es die geistig-seelische Ebene, indem es das Gemüt des depressiv verstimmten Patienten aufhellt. Und auf der körperlichen Ebene wirkt es beispielsweise Wundheilung fördernd und schmerzstillend

Homöopathische Arzneimittelprüfungen verbleiben nicht auf dieser schematischen Stufe, sie decken beispielsweise die Qualität der Wunde, des Schmerzzustandes oder der Depression auf, gegen die dieses Kraut gewachsen ist. Wie genau ist die Schmerzempfindung, was bessert, was verschlechtert die Beschwerden?

Arzneien werden homöopathisch für den individuellen Krankheitsfall, indem sie genau den Krankheitszustand im Gesunden hervorrufen können, den sie im Kranken auslöschen können. Dadurch werden sie homöopathisch und durch nichts anderes …

Schon Paracelsus wusste, dass jede Substanz giftig sein kann – es macht nur die Dosis. Ebenso hat bereits Paracelsus um das Ähnlichkeitsprinzip gewusst, welches sich der Begründer der Homöopathie Dr. C. S. Hahnemann, Arzt, Apotheker und Übersetzer, als das Kriterium für echte Heilung zunutze machte, und eine Lehre daraus entwickelte.

Verdünnt wurden die Arzneien zunächst aus der Notwendigkeit, die teilweise sehr toxischen Stoffe unschädlicher zu machen. Gerade die stark giftigen Substanzen bergen in sich aber auch eine große Heilenergie. Hahnemann war zunächst selbst überrascht, dass Verringerung der Dosis durch Verdünnung, bei gleichzeitiger Kraftfreisetzung durch Verschüttelung, die Heilwirkung nicht verhindert, sondern sogar vertieft. Durch Empirie, also durch Erfahrungen, die mit den Sinnen wahrnehmbar sind, fand er das ultimative Verfahren. Und selbst dieses ist mitunter im Detail für die verschiedenen Ausgangsstoffe unterschiedlich.

Aufschluss über den Potenzierungs- bzw. Verdünnungsgrad der Arzneien geben die Kürzel hinter den Arzneinamen.

Zunächst ist die wichtigste Aufgabe das Finden der richtigen Arznei. Doch auch die passende Stärke kann über Wirksamkeit, Unwirksamkeit oder Schädlichkeit entscheiden.

Das gleiche trifft zu für zu häufige Mittelgaben oder zu seltene Impulse durch Versäumnisse bei der Anwendung.

Unverantwortungsvoll angewandte Homöopathie dagegen kann starke Nebenwirkungen hervorrufen!